Hallo liebe Freunde!
Es ist wohl nicht neues, wenn ich Euch erzähle, das der Winter sich hartnäckig bei uns aufhält. Aber seit doch Mal ehrlich, bei Sonnenschein, mit lieben Freunden an der Seite und auch noch etwas Zeit zum Spazieren gehen, dann ist doch der viele Schnee und die Kälte gar nicht mehr so schlimm, oder? Genau das haben Frauchen und ich uns gesagt und sind mit Kalle, Mary und ihrem Herrchen losgezogen. Oh was war das schön! Den Weg hinunter zu den Wiesen und vorbei an unseren Siloballen, wo wir uns durch die ersten Schneewehen kämpfen mussten. Für mich ein leichtes, aber der kleine Kalle und die nicht viel größere Mary, mussten sich da schon mehr anstrengen. Auf den Wiesen war es da schon einfacher.
Zwei Wiesen sind durch einen Knick getrennt. Wir huschten hier und da entlang und auf einmal (Ups) war Kalle weg! Dicht an dem Knick war ein kleiner Graben und da drinnen war Kalle verschwunden. Er rückte nicht mit der Sprache heraus ob er selber dort herein gesprungen war, oder er hinein geplumpst ist. Letzteres wäre ihm wohl peinlich gewesen. (grins, kicher)
Wir hatten dann auch die Straße wieder erreicht und somit festen Boden unter den Füßen. Von einer Stelle der Straße, konnten wir noch einmal auf die Wiese sehen über die wir gelaufen waren und entdeckten dort einige Rehe. Wo waren die denn, als wir dort waren? Kurz vor zuhause machte ich noch einen Abstecher auf den Acker. Das dort ein Graben ist weiß ich ja, aber wo? Plötzlich sackten die Hinterbeine weg. Da war er! Schnell das Gewicht auf die Vorderbeine und weiter. Puh das hatte geklappt, wäre ja peinlich wenn mir das jetzt wie Kalle passiert wäre. Wieder am Hof angekommen, geht das mit unserem Abschied schnell. Mary möchte immer sofort nach Hause. Kaum ist die Autotür auf ist sie auch schon drinnen. Kalle hat es da nicht so eilig.
Auch Zoe ließ es sich nicht nehmen, mich in all dem Schnee, wie jeden Mittwoch zu Besuchen. Ich wäre auch sehr enttäuscht gewesen. Da habe ich so eine innere Uhr und weiß fast genau wann sie kommen müsste. Wartend sitze ich da und gucke in die Richtung aus der sie kommen sollte. Sobald ich sie sehe laufe ich ihr entgegen, aber nur bis zu einer bestimmten Stelle, denn da ist mein Revier zu Ende. Schnell ist sie bei mir und ab geht es Richtung Hof, zu einem fröhlichen Spiel.
Es wäre ja so klasse, wenn sie es doch endlich mal zu mir auf die Siloballen schaffen würde. Sie versucht es ja, aber irgendwie hat sie da nicht den richtigen Schwung drauf. So im schönsten Spiel, sah sie dass ihr Herrchen sich schon auf den Heimweg machte und folgte ihm.
Völlig unbeeindruckt von dem Wetter da draußen, außerhalb des Stalles, zeigte Tamara an einem Nachmittag das ihr Kälbchen jetzt auf die Welt möchte. Aber so einfach war das wohl doch nicht! Es wurde später Abend, alle Arbeiten im Stall waren gemacht und eigentlich Feierabend. Das interessiert das Kälbchen ja überhaupt nicht. Schon waren zwei kleine Füßchen zu sehen. Erst ließ es so lange auf sich warten und nun war es blitz geschwind heraus und lag im Stroh. Hm! Meine Menschen sahen sich an. So ein kleines Mädchen? Und Tamara so eine große Kuh, mit einem so dicken Bauch! Da ist doch nicht noch eines???
Tamara letzten Sommer
Frauchen krempelte die Ärmel hoch und so wie sie es vom Tierarzt gelernt hatte, fasste sie beherzt in Tamaras Bauch. Tatsächlich war da ganz tief drinnen noch ein Kälbchen, aber Tamara hatte kaum noch Kraft, es allein zu schaffen. Gerne hätte ich mit geholfen, da auch meine beste Freundin zur Hilfe gerufen wurde, aber ich fand keinen Weg zu der Kleinen. Die anderen Kühe ließen mich nicht durch und auch Frauchen rief mir zu: „Luci diesmal nicht!“ Es war das erste Mal, das Frauchen so etwas zu mir sagte und ich hörte die Anspannung in ihrer Stimme. In meinen Gefühlen hin und her gerissen, zwischen helfen wollen und gehorsam, beschloss ich das es wohl wirklich die größere Hilfe wäre brav weg zu gehen und mich in mein Stallbett zu kuscheln. Natürlich immer mit den Ohren in Richtung Frauchen. So bekam ich auch mit, dass Tamara mit Frauchens Hilfe es schaffte und ein zweites kleines Mädchen da war. Es hatte große Probleme Luft zu holen, aber am Ende wurde alles gut. Meine beste Freundin kam, kuschelte sich erleichtert und Glücklich zu mir. „Hey Luci, zwei süß Mädchen hat Tamara bekommen. Es wir alles gut, lass uns rein gehen. Frauchen macht das jetzt besser alleine mit den Babys.“ So habe ich mir die Kälbchen erst am nächsten Tag angesehen. In der ersten Box war das erst geborene Mädchen, ein fast ganz Rotes (es ist braun, aber unsere Kühe nennt man „Rotbunte“ und deshalb sagt man zu der Fellfarbe: Rot). Nebenan stand schon auf seinen wackeligen Beinchen das zweite Mädchen. Es ist größere, fast gleichmäßig weiß und rot, mit einer witzigen rosa Nase.
Da war auch schon wieder der Ole-Tag, was auch heißt, Entspannung pur für Frauchen und mich. Ole holte mich am Tor ab. Gemeinsam ging es erst in die große Küche um seine Menschen zu begrüßen und Frauchen dort, so zu sagen, abzuliefern. Frauchen soll sich einfach entspannt hinsetzen, Kaffee trinken und sich unterhalten. Ole und ich taten auf unsere Art gleiche. Erst schnupperten wir so durch den Schnee und dann stürmten wir durch den Schnee. Bei ihm gibt es keine Siloballen zum drauf springen, aber einen ganz tollen Stein. Und wisst Ihr was! Es ist Oles Zuhause und Oles Stein, aber er kommt nicht auf die Idee dort oben Posten zu beziehen. Dabei hat man von da oben einen so schönen Ausblick.
Ach ja, stimmt! Wir müssen zwischendurch ja auch in der Küche nach dem Rechten sehen und ob da noch Spielzeug herum liegt. Also einmal hinein, um den Tisch, zur Spielzeugkiste und dann nichts wie wieder raus.
Dort entdeckte ich ein Tau mit Knoten. Jipp, genau das ist jetzt das richtige und Ole war da ganz meiner Meinung. Ziehen, zerren, schütteln und bloß nicht loslassen. Nur sagt Mal, warum muss die Zeit immer so schnell vergehen und wir wieder nach Hause fahren?
Nun muss ich Euch noch etwas erzählen, von dem niemand weiß wie es wirklich gehen soll und das es am Ende sehr, sehr schwer wird. Am 26.02. wurde Isabelles Sohn geboren. Schon in dem Moment, als er auf die Welt kam, hatte Frauchen ein ungutes Gefühl. Seine Augen sahen so anders aus. Nur wenige Tage später hat eine meiner Tierärztinnen, Frauchens Vermutung bestätigt. Der Kleine ist Blind! Was nun? Einerseits stand für Frauchen fest, den schicke ich nicht weg und lasse ihn hin und her Transportieren bis er irgendwo landet, wo es eventuell niemanden interessiert, dass er Blind ist. Und andererseits ist da dieses bedrückende Gefühl, zu wissen, dass er nach nur wenigen Monaten auch von hier seinen letzten Weg gehen wird. So etwas wollte Frauchen nie machen, aber für Tobi (so heißt er jetzt, weil er ein echt, wilder herum tober ist) macht sie das. Schon jetzt, wenn sie mit ihm schmust oder herum tobt, bekommt sie einen Kloß im Hals, da diese Gedanken all gegenwärtig sind. Da ihr das so bewusst ist, soll er es um jeden Preis, für sein kurzes Leben schön und liebevoll haben. Der erste Schritt war der Umzug in die große Box, in die es sonst nur zum Spielen geht. Um frisches Stroh zu holen musste Frauchen auf den Heuboden klettern. Zu dumm, das ich die Leiter nicht hoch komme. Obwohl, das würde wohl schon gehen, aber wieder runter? Nee, ich lass das wohl lieber!
In der einen Ecke der großen Box wurde ein schönes Kuschelnest aus Stroh gemacht. Vorsichtig ging er von der kleinen Babybox in sein neues Reich. Mich kennt er schon gut und vertraut mir. So ging ich vor um ihm den Weg zu seinem Bett zu weisen. Er hört das klimpern meiner Hunde- und Impfmarke und orientiert sich wohl zusätzlich an meinem Geruch. Das ist jetzt schon zehn Tage her. Er kennt nun jede Ecke, weiß wo die Stufe ist und findet sofort den Nuckeleimer. Fröhlich tobt er nicht nur mit Frauchen, sondern auch alleine durch die große Box und wer es nicht weiß, der merkt nicht, dass er Blind ist.
Nun seit nicht traurig wegen Tobi, er ist fröhlich und fühlt sich scheinbar wohl. Frauchen, ich und alle die uns zur Seite stehen, werden alles für ihn tun damit er eine schöne Zeit hier hat. Wäre er nicht blind, würde er auch diesen Weg gehen. Nur eines ist sicher: hier wird er geliebt, behütet und gepflegt.
Liebe Grüße Euer Luca