Hallo liebe Freunde!

 

Ole hat sich seit Ende letzten Jahres ganz komisch geändert. Er mag einfach nicht mehr richtig mit mir Spielen!? Er hängt immer nur bei seinen Menschen rum oder will ins Haus. Nun wissen Frauchen und ich, dass sein Frauchen jeden Dienstag einen Schwestern-Tag hat und Ole dann viel zu kurz kommt. Aber wir haben an dem Tag nichts vor, also haben wir vorgeschlagen Ole zum Gassi gehen abzuholen. Das hatten wir letzten Dienstag (27.01.15), bei dem super Sonnenschein, zum ersten Mal gemacht, und was war? Frauchen hatte den Fotoapparat nicht mit. Sie hatte aber auch nicht damit gerechnet, dass wir beide sooo klasse waren. Nun hatte sie ihn mit und wir holten Ole ab. Meine Freude war wie immer ungebändigt. Ole kam nur zögernd heraus.

Er war richtig verunsichert als es losgehen sollte. Doch an der Hauptstraße wurde er schon etwas lockerer. Es ist für ihn auch ungewohnt an einer so langen Flexileine (8m) zu laufen. Beim Straße überqueren, zeigten wir beide unsere gute Erziehung. Brav saßen wir neben einander bei Fuß und überquerten auch so die Straße.

 

Schon wesentlich entspannter ging es durch das Dorf in Richtung Wald. Die Aubrücke hatten wir schnell erreicht. Ein kurzer Blick auf das Wasser, doch der Wald war uns jetzt wichtiger.

Der Waldparkplatz war in Sicht. Nun hatten wir den Wald erreicht. Ole wurde immer entspannter, ließ sich Zeit zum schnuppern und gucken. Wir beide durften das Tempo bestimmen und Frauchen die Richtung.

Nur einmal waren wir mit ihrer Weg Wahl nicht einverstanden. Wir wollten wieder über die Gleise. Die Woche zuvor, bei dem schönen Wetter, waren wir dort entlang und erst nach gut zwei Stunden wieder Zuhause. Doch sie setzte ihren Willen durch. Gerade so ca. 100m waren wir ab vom Bahnübergang da kam der Zug. Er Hupte laut und Ole und ich setzten uns wie Automatisch beide hin. Leider hatten wir gleich darauf den zweiten Waldparkplatz erreicht und würden jetzt in Richtung Hauptstraße gehen.

 

Doch Frauchen deutete uns an, nach rechts in den Wald abzubiegen. Das ließen wir uns nicht zweimal sagen. Einen wirklich schmalen Pfad ging es entlang.

Wir hatten eine Badestelle erreicht, an der ich mit Ole vor knapp einem Jahr zusammen gebadet hatte. (06.04.14) Ganz ehrlich, ich bin ja schon Wasser verrückt, aber Ole! So ein Vollbad das brauchte ich jetzt nicht. Mich zog es mehr in den Wald und zu den interessanten Gerüchen und Geräuschen. Frauchen und ich gönnten ihm trotzdem eine Schwimmrunde, schließlich waren wir wegen ihm hier!

Weiter ging es, und der Pfad wurde zeitweise noch enger und unwegsamer. Frauchen reichten nur leichte zurufe, um uns sicher, den von ihr gewünschten Weg, zu schicken. (stolz) Und überhaupt, hatte sie beide Flexileinen meistens in einer Hand, um für Euch Bilder zu machen. (zwinker)

 

Der Weg war zu Ende, und schon mussten wir brav an der Seite sitzen bleiben. Ein großer Radlader mit Anhänger kam. Für uns drei war es so die beste Lösung, das Gespann an uns vorbei zulassen. Kaum war er vorbei, folgten wir und hatten auch die Aubrücke wieder erreicht. So war es also nicht mehr weit bis zu Oles Haus.

Da waren auch die ersten Häuser vom Dorf, der Bauernhof und die letzten Häuser vor der Hauptstraße. Frauchen brauchte gar nichts sagen. Automatisch gingen Ole und ich bei Fuß, setzten uns geduldig, gingen gemeinsam über die Straße, und die letzten Meter des schönen Spaziergangs.

Bei Ole angekommen dachte ich, nun würde er etwas mit mir Spielen. Leichte Ansätze waren da! Doch da klingelte Frauchens Handy und wir brachten Ole ins Haus.

 

Abschied von Nero  

Am anderen Ende war Herrchen. Er war gerade nach Hause gekommen und hatte Nero hilflos vor Frauchens Bett liegend vorgefunden. Seine Beine waren so verdreht, das er nicht aufstehen konnte. Herrchen legte Nero in sein Bettchen, und wir waren in nur 5 Minuten auch bei ihm. Alles war nun egal: Nero wurde erst einmal Beruhigt. Behutsam brachte Frauchen ihm wieder auf die Beine. Zu dritt wackelten wir Neros Lieblings Weg entlang. Ich hatte Euch im letzten Brief davon erzählt. Nero wich nicht von Frauchen, humpelte vorne links, sein Blick war starr, doch man konnte sehen, dass es ihm gut tat. Wieder zurück legte er sich in der Küche auf sein Bett. Frauchen machte indes das Schlafzimmer und sein Bettchen dort sauber. In seiner Angst und Panik hatte er alles aus sich heraus laufen lassen.

 

Er schien sich nun etwas zu fangen, aber was wirklich geschehen war weiß niemand und werden wir auch nie erfahren. (Er hatte einen dicken Tumor am Hals. Waren da noch mehr im Körper?) Sonntag hatte er noch wie ein wilder in der Spielstunde getobt. Montag war er, wie eigentlich immer, da er sich Sonntags übernimmt, schmerzen die alten Knochen, sicher auch Muskelkater und kraftlos. Doch er hatte immer so viel Freude an diesem Tag, das Frauchen ihm das nicht nehmen wollte.

 

Nun wollte er aber auch sein Futter nicht mehr, nur Wasser, Wasser und nochmal Wasser. Ein paar Leckerlis, das ging noch, und doch musste er sich dann übergeben. Aber den kleinen Abendspaziergang durch unseren Wald machte er mit. Er humpelte auch nicht. War zwar mehr als sonst dich bei Frauchen, aber einen uns entgegen kommenden anderen Hund, konnte er noch anpöbeln. Die Nacht war unruhig und mit viel unwohl sein. Vom erholsamen Schlaf war keine Rede. So entschloss sich Frauchen den letzten Weg mit ihm einzuschlagen. Unser langjähriger Tierarzt und auch schon Freund kam. Er sah ihn und sagte nur: „Oh Mann, ja, lass es uns machen. Der alte Junge hat es echt verdient!“ (So einem erfahrenen Tierarzt reicht ein Blick!)

 

Nero lag schon die ganze Zeit, auf seinem Lieblingsbett im Schlafzimmer, und ich mochte ihn irgendwie nicht allein lassen. Auch Frauchen wich ihm nicht von der Seite. In seinen Augen war auch irgendetwas, was uns sagte: bleibt doch bitte, lasst mich nicht allein!!!!

 

 

 

Da war er nun dieser Moment, von dem ich nicht wusste was er zu bedeuten hatte. Frauchen setzte sich zu ihm auf sein Bett, nahm seinen Kopf auf den Schoß und kraulte ihn beruhigend hinter den Ohren. Eine Beruhigungsspritze ließ alle Ängste von ihm weichen. Ich saß etwas abseits, doch Frauchen rief mich zu sich. So kraulte sie mich mit der anderen Hand, ebenfalls hinter den Ohren. Unser Freund gab Nero nun die Spritze, die für Nero den Blick auf die Regenbogenbrücke öffnete. Nero holte noch einmal tief Luft, so als würde er erleichtert sein und etwas Schönes sehen.

Regenbogen im Himmel

Draußen war schönster Sonnenschein. Nero hat sich einen wunderschönen Tag für seine letzte Reise ausgesucht. Wären meine Menschen Nero Beerdigten, mochte ich nicht dabei sein. Frauchen hatte es gemerkt und mir ein Körbchen vor die Haustür in die Sonne gestellt. Dort ließ ich für mich die Zeit mit Nero Revue ziehen:

 

30.03.14 : Unser 1. Spaziergang, Nero mit stumpfen Fell, ganz dünn und eine Wunde an der Schulter. Ich war total verunsichert.

06.04.14: Genau vor 10 Monaten zog er bei uns ein und war sofort einer von uns.

13.04.14: Kaum bei uns ging es schon mit zum Wandertag in den Wildpark Eekholt

27.04.14: Schnell bekam er auch so eine Sicherheitsweste wie ich.

18.05.14: Klar das wir ihm auch den Hundewald zeigten.

22.06.14: Damit er besser in das Auto kam, besorgte Frauchen ihm eine Rampe.

06.07.14: Es war kein Problem für ihn, sich in unser buntes Rudel einzufinden.

10.08.14: Natürlich kam er mit, als ich meinen Papa Besuchen fuhr.

 

17.08.14: Seine Bindung an uns wurde so fest, dass er bald frei herumlaufen konnte.

24.08.14: Sein absolutes Highlight war die wöchentliche Spielstunde. Auch wenn es für seinen alten Körper nicht so gut war, für seine Seele war es aber sehr wichtig!

12.10.14: Der Umzug in unser neues Zuhause war für uns alle aufregend.

19.10.14: Dass er wirklich zu uns gehörte zeigte er uns immer wieder mit seiner Liebe und Güte.

19.10.14: Er lebte so auf, versuchte sogar mit mir zu Spielen.

30.11.14: Eine Gemeinsamkeit die wir hatten, die Wärme am Kamin genießen.

25.01.15: Meine letzte schöne Erinnerung an ihn, ist der gemeinsame bau unseres kleinen Schneemannes.

01.02.15: Na, und nicht zu vergessen, seine witzigen ABS-Socken, die ihm die letzten Tage wirklich guten Halt auf dem Fußboden gaben.

 

Ja, meine lieben Freunde. Die Stunden und Tage nach dem Nero gegangen waren, waren schwer, sehr schwer. Doch nun setzt die dankbare Erinnerung ein, denn Nero hat Spuren hinterlassen. Es war so schön zu erleben, wie der Glanz in die traurigen Augen zurückkehrte. Wie gutes Futter, Liebe und Vertrauen einen so alten Hund (14Jahre) zu einem wunderbaren Freund machen. Wenn auch nur für kurze Zeit. Und wir wissen: sollten uns wieder alte, traurige Augen bis ins Herz schauen, dann tun wir es wieder, auch wenn das Ende recht bald kommen kann.

 

   Liebe Grüße

       Euer Luca